Vogelschießen

Am Dienstag nach Pfingsten findet das Vogelschießen der Gelben Westengilde statt. Bevor jedoch geschossen werden kann, wird am Pfingstmontag das Festzelt aufgebaut und der Vogelmast gerichtet. Die Gilde schießt auf den Papagoyenvogel mit Traditionswaffen, bei denen es sich um Büchsen und Karabiner mit gezogenem Lauf mit einem speziellen Scheibenbüchsen – beziehungsweise Sportbüchsenkaliber 8,15 x 46 handelt. Der Geschossdurchmesser beträgt 8,15 Millimeter, die Länge der Hülse 46 Millimeter.

Die Büchsen sind mit einem Verschluss des deutschen Büchsenmachers Aydt ausgestattet – einem sogenannten Fallblocksystem, bei dem der Verschlussblock um einen Drehpunkt, der unter dem Lauf liegt, abkippbar ist, um eine Patrone zuführen zu können. Neben diesem System werden Karabiner geschossen, die nach dem System Mauser mit einen Verschlusszylinder funktionieren, der in Richtung des Laufes vor und zurückbewegt werden kann, um eine Patrone zuzuführen.

Das von uns verwendete Kaliber für das Vogelschießen ist ein spezielles, schwaches Sportschützenkaliber. Verwendet wird eine schwache Munition mit geringer Treibladung, die das schwere Geschoss nicht sehr weit trägt. Den Papagoyenvogel, der aus Erlenholz gefertigt ist, in etwa 50 Meter Entfernung gezielt zu beschießen, stellt damit eine große Herausforderung für jeden der durchschnittlich 35 Schützen dar.

In festgelegter, traditioneller Reihenfolge müssen nacheinander die 15 Teile des 1,65 Meter großen Vogels abgeschossen werden. Zu Beginn des Schießens steht das Zepter im Visier und endet mit dem Abschuss des Rumpfes (dem Königsschuss). Ob es an der Munition, dem stabil gebauten Vogel oder den Gildebrüdern lag, dass bei Gildefesten schon über 600 Schuss abgegeben wurden, bevor der Papagoyenvogel fiel, wird bei den Gildebrüdern immer wieder kontrovers diskutiert.

Kelvin Stapelfeldt (Schützenmeister)